„Wir sind schon ein bisschen mit der Zeit gegangen und beschäftigen uns generell immer mit neuen Projekten“, erklärt Vorstandsmitglied Tobias Frey die Anfänge des virtuellen Sports beim 1. FC Kaiserslautern. Das war im Jahr 2021. Die Corona-Pandemie habe dabei natürlich ihr Übriges getan: „Klar, das hat der Digitalisierung auch noch mal einen Schub gegeben.“ Ein weiterer Faktor: Der Standort. „Hier gibt es einfach eine große Community. Auch ist IT mit der Technischen Universität ein großes Stichwort. Das sind ideale Voraussetzungen, um die Geschichte hier zu etablieren.“

Betrachtet man die Strukturen in den größeren Vereinen, kommt man um E-Sports nicht herum. Bereits 2019, als die virtuelle Bundesliga gegründet wurde, war Adrian Starkbaum bei Darmstadt 98. Der 28-jährige aus Schweppenhausen (Landkreis Bad Kreuznach) kam 2022 zum FCK, ist mittlerweile hauptamtlicher E-Sport-Koordinator im Verein.
In Streamingstudios wird auf der Playstation das traditionelle Spiel „EA Sports FC“ gegen die Spieler anderer Vereine „gezockt“. Sich professionell zu organisieren und eine Mannschaft an den Start zu bringen, ist eine Auflage zur Lizenzierung für jeden Verein aus der 1. und 2. Bundesliga.
Im Training zockt jeder für sich an der eigenen Konsole, unter der Aufsicht eines Trainers. „Es geht alles so schnell, in Sekundenbruchteilen können sich Spiele entscheiden. Jede Sekunde muss man an bis zu zehn Sachen gleichzeitig denken“, schildert Starkbaum, der täglich mehrere Stunden, teilweise bis tief in die Nacht hinein, trainiert.
Bei den Spielen sitzen sich die Spieler beider Vereine virtuell mit Kameras gegenüber, begleitet von einem Moderator. „Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man nicht selbst mal vor Ort war“, schildert Starkbaum.
35 Vereine spielen in der zweigeteilten Bundesliga. In der Süd-Ost-Division wurde der FCK Sechster und scheiterte in den Play-offs an Borussia Mönchengladbach. Um Nachwuchs zu sichten, bot der Verein schon ein Sichtungsturnier an, 60 Mitglieder beteiligten sich. In den sozialen Medien ist man stark präsent, versucht seine Follower auch mit Parallelen zum „Fußball auf dem Platz“ bei Laune zu halten.

„E-Sport ist doch kein echter Sport“ bekomme man schon mal zu hören. Was antworten? „Ich finde die Aussage ein bisschen schwierig. Aber klar, ich kann verstehen, wenn man denkt, dass die Spieler nur auf den Monitor starren und sich nicht aktiv bewegen“, erklärt Starkbaum, den die Zockerei, ein Spiel dauert 25 Minuten, dennoch anstrengt: „So ein Turnier ist körperlich und mental für mich anspruchsvoller als Tennis zu spielen. Viele können sich das nicht vorstellen, aber für den Kopf ist das purer Stress und ich fühle mich nach einem Spiel richtig kaputt. Mehr als drei Spiele am Tag schaffe ich nicht.“ Es sei einfach ein Denksport: „So wie Schach.“
Wo soll es noch hingehen? „Das ist schwierig. Wir wollen jetzt keine Investments tätigen wie andere Vereine, die pulvern da teilweise richtig viel rein“, so Tobias Frey. Das Projekt decke sich weitgehend mit Fördergeldern von DFL und deren Sponsoren. Trotzdem suche man Unterstützer. Für die Zukunft hat die Abteilung ein Nachwuchsteam ins Leben gerufen.