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125 Jahre 1. FC Kaiserslautern - Bad Dürkheim

Dunkler Schatten liegt über dem Triumph des FCK im Jahr 1953

Wegen der Unruhen in der DDR war lange unklar, ob das Finale überhaupt in Berlin gespielt werden würde - 10.000 Plätze bleiben leer beim 4:1 gegen den VfB Stuttgart.

Dunkler Schatten liegt über dem Triumph des FCK im Jahr 1953

Die Finalmannschaft des FCK in Berlin, die ihren zweiten Titel holte. FOTO: ARCHIV

Der 1. FC Kaiserslautern ist am 21. Juni 1953 durch einen 4:1 (1:0)-Sieg gegen den VfB Stuttgart zum zweiten Mal deutscher Meister geworden. Über dem Triumph im Berliner Olympiastadion aber lag ein dunkler Schatten ...

Das Endspiel um die deutsche Fußball-Meisterschaft 1953 sollte am 21. Juni im Berliner Olympiastadion stattfinden. Doch wenige Tage vor dem Finale herrschte große Unruhe in Ostberlin, die sich auf das ganze DDR-Gebiet ausdehnte. Die DDR-Führung hatte die Arbeitsnormen in Ostberlin und mehreren Industriezentren erhöht. Es kam zu Protesten und Streiks und am 17. Juni zu einem Volksaufstand, der mithilfe sowjetischer Soldaten und Panzer blutig niedergeschlagen wurde. Es gab Tote und Verletzte, viele Festnahmen und ganz schnelle Gerichtsverfahren. Mehrere Todesurteile wurden vollstreckt.

Hans Walter von der „Initiative Leidenschaft – FCK-Museum Kaiserslautern“ schreibt: „Das Entsetzen über die Geschehnisse in der DDR war auch in der Bundesrepublik in den Tagen nach dem 17. Juni sehr groß, das Interesse an dem Fußballereignis rückte vorübergehend in den Hintergrund. War es aufgrund der unsicheren Lage ratsam, am 21. Juni, nur vier Tage nach dem Volksaufstand, im Olympiastadion von Berlin das Endspiel um die (west-)deutsche Fußballmeisterschaft zu veranstalten? Besorgte bundesrepublikanische Funktionäre verneinten diese Frage, als Ausweichspielorte wurden Köln, Augsburg und Ludwigshafen genannt. Doch der 1. FC Kaiserslautern und namentlich Spielführer Fritz Walter votierten für ein Beibehalten des Olympiastadions als Austragungsstätte. Berlins Regierender Bürgermeister Reuter dankte später Fritz Walter für sein Eintreten für die geteilte Stadt.“ 

Der FCK hatte sich mit 51:9 Punkten und 127:31 Toren die Südwestmeisterschaft und den Einzug in die Endrunde gesichert. In der Gruppe 1 setzten sich die Lauterer mit 11:1 Punkten und 16:7 Toren klar vor Eintracht Frankfurt (7:5 Punkte) durch.

Für den Auftakt nach Maß sorgte „Doppelpacker“ Erwin Scheffler, der vor 50.000 Zuschauern in Ludwigshafen das 2:0 (1:0) gegen Holstein Kiel sicherte. Im Spiel beim 1. FC Köln sorgten Fritz Walter und Willi Wenzel mit ihren Toren für den 2:1 (1:0)-Sieg. Das 5:1 (4:0) gegen Eintracht Frankfurt – ein Ottmar-Walter-Festival. Dreimal traf der „Ottes“, zweimal Willi Wenzel. 

Im Heimspiel gegen die Kölner führten die Lauterer zur Pause 2:1. Den Rückstand hatten sie dank eines Röhrig-Eigentores egalisiert, Fritz Walter traf zur Halbzeitführung. Dann aber unterlief auch Ernst Liebrich ein Eigentor. So hieß es am Ende 2:2. Im letzten Gruppenspiel in Kiel blieben die gastgebenden „Störche“ ohne Chance. Schon zur Pause führten die Roten Teufel durch Doppeltorschütze Wenzel und Fritz Walter 3:0, Schradi und Maier verkürzten, ehe Karl Wanger mit dem 4:2 klar Schiff an der Ostsee machte.

Das Drama vom 17. Juni ließ rund 10.000 Plätze beim Finale im Olympiastadion leer bleiben. Sperrungen, Kontrollen, Unruhe nach dem Blutvergießen schockte, viele Karteninhaber kamen einfach nicht zum Stadion. Die Angst ging um. Die Welt hielt den Atem an.

Und doch wurde gespielt. Vor 80.000 Zuschauern bezwang der FCK den VfB Stuttgart 4:1 (1:0). Fritz Walter (37.) hatte für die knappe Pausenführung der Pfälzer gesorgt, die Karl Wanger nach dem Wechsel aufstockte (57.). 

Die Hoffnung, die Kronenbitters Anschlusstor bei den Schwaben in der 72. Minute auslöste, dämpfte Erwin Scheffler mit dem 3:1 und machte Wanger mit dem 4:1 zunichte. Mit 38 Toren wurde FCK-Kapitän Fritz Walter deutscher Torschützenkönig.

Wie schon 1951 wurde Richard Schneider als Meistermacher gefeiert. Folgende Elf holte den Titel: Willi Hölz – Ernst Liebrich, Werner Kohlmeyer – Horst Eckel, Werner Liebrich, Otto Render – Erwin Scheffler, Fritz Walter, Ottmar Walter, Willi Wenzel, Karl Wanger. Außerdem zählten im Meisterjahr Willi Sokoll, Heinz Klee, Werner Fritschi, Edgar Fischer, Erich Folz und Bernhard Fuchs zum Kader von Richard Schneider.

Beim Blick zurück erklärte der „Meistermacher“: „Da stimmte eben alles. Ich hatte Spieler von seltener Klasse. Technisch, taktisch und konditionell war diese Mannschaft der Fünfzigerjahre einmalig. Es stimmte der Geist der Truppe und es stimmte die Harmonie in der Vereinsführung – eine tolle Mischung.“ HORST KONZOK