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50 Jahre kreisfreie Stadt Neustadt

Endlich ein Kanal

Geinsheim profitierte erheblich von der Eingemeindung

Endlich ein Kanal

In Geinsheim regte sich vor 50 Jahren wenig Widerstand gegen die Gebietsreform. Zum einen war das Dorf sowieso nach Neustadt orientiert, zum anderen brachte die Eingemeindung wichtige Fortschritte, zum Beispiel die Kanalisation. Norbert Kästel erinnert sich.  

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Die Stadt baute in Geinsheim eine Kanalisation, dadurch war die Ära der Wassergräben 1972 beendet. Foto: Archiv-Kästel/frei

Die Bezeichnung „Geinsheimer Urgestein“ ist wie für ihn gemacht: Norbert Kästel ist 85 Jahre alt und lebt schon immer in dem Neustadter Ortsteil, ebenso wie viele Generationen seiner Vorfahren. Für die Geschichte seines Heimatdorfs hat sich der frühere Lehrer schon immer interessiert, richtig intensiv widmet er sich ihr seit seiner Pensionierung vor 20 Jahren. Über 30 heimatkundliche Schriften und Bücher hat er seitdem veröffentlicht.

2009 wurde Kästel für seine Verdienste auf dem Gebiet der Heimatpflege und Heimatforschung mit der Goldenen Ehrennadel der Stadt ausgezeichnet. Keine Überraschung also, dass der 85-Jährige viel über die Zeit der Eingemeindung vor 50 Jahren zu berichten weiß.

Auch Festhalle ausgebaut

Die Geinsheimer hätten sich zwar „nicht mit fliegenden Fahnen“ der Stadt Neustadt angeschlossen“, erinnert sich Kästel: „Wir waren nicht unbedingt begeistert, aber großen Aufruhr gab es deswegen auch nicht.“ Schließlich sei Geinsheim schon vorher klar nach Neustadt orientiert gewesen, obwohl der Weg nach Speyer in etwa genau so weit sei. Allerdings gab es damals das „Gäubähnel“ – und das sorgte für eine direkte Verbindung nach Neustadt, wodurch die Fahrt an die Haardt nur etwa halb so lange dauerte wie eine Reise nach Speyer. Kein Wunder also, dass es die Geinsheimer eher nach Neustadt zog. Zumal dort das Landratsamt seinen Sitz hatte und Geinsheim dem Landkreis Neustadt angehörte. „Die Alternative wäre Haßloch gewesen, aber das ist nie richtig favorisiert worden“, so Kästel.

Letztlich habe Geinsheim dann auch stark von der Eingemeindung profitiert: Der Ausbau der Infrastruktur sei damals nur mit der Hilfe der Stadt möglich geworden. Beispiel Kanalisation: Deren Herstellung war ein großes Pfund, mit dem die Stadt in Sachen Überzeugungsarbeit wuchern konnte. Über eine Million Mark wurde dafür zur Verfügung gestellt, und 1972 war sie fertiggestellt. Die Ära der Wassergräben war damit beendet, und die Geinsheimer durften sich über einen ganz neuen Komfort freuen.

Dieses Projekt und der Straßenbau seien die wichtigsten Faktoren gewesen, betont Kästel. Nicht zu vergessen: Der Umbau der Festhalle für rund 250.000 Mark. Die Halle bot danach Platz für fast 400 Personen. Im Eingangsbereich wurden eine Küche, eine Ausschankstelle und Toiletten eingerichtet. Eine Bar und ein Nebenraum sind im südlichen Erweiterungsbau entstanden.

Die Umgehungsstraße

Sie wurde zwar erst 36 Jahre nach der Gebietsreform fertiggestellt, war aber ebenfalls ganz wichtig für Geinsheim: die Umgehungsstraße, die den gesamten Durchgangsverkehr aus dem Dorf schaffte. Die Idee dazu war bereits weit vor der Eingemeindung im Jahr 1969 entstanden. Sogar schon um 1930 soll eine Trasse für eine Nordumgehung des Orts vorgesehen gewesen sein. Doch wegen des Zweiten Weltkriegs wurde daraus erst einmal nichts, und in der Nachkriegszeit gab es deutlich dringendere Aufgaben. Ende der 1960er-Jahre nahm das Thema dann aber wieder konkretere Formen an – wegen der immer stärkeren Belastung auf der viel befahrenen B 39.

1971 entstand in Absprache zwischen Straßenbau- und Stadtverwaltung ein Vorschlag für eine Trassenführung. Er wurde später als Variante A bezeichnet, im Lauf der Jahre sollten allerdings noch weitere Varianten folgen. Anfang und Ende der Umgehung waren bei allen Vorschlägen im Wesentlichen gleich: Aus Richtung Neustadt sollte die Umgehungsstraße etwa in Höhe der ehemaligen Radarstation beginnen. Und aus Richtung Speyer sollte die Bundesstraße nach dem Golfplatz um den Ort herumgeführt werden. Es gab jedoch Probleme bei der Anbindung der L 530, und auch Umweltschutzverbände traten dann noch auf den Plan.

Entlastung ab 2005

Ende 1993 lag dann nach vielen Nachfragen das Umweltverträglichkeitsgutachten vor. Gleichzeitig machte die Straßenverwaltung einen neuen Trassenvorschlag, der unter anderem die jetzt realisierte versetzte Kreuzung für die Anbindung der L 530 an die neue B 39 vorsah. Rund sieben Jahre dauerte es anschließend noch, bis sich alle auf diese Trasse geeinigt hatten, das Planfeststellungsverfahren durchgeführt, bei einer Flurbereinigung die erforderlichen Flächen erworben und die Finanzierung gesichert werden konnte. Der erste Spatenstich erfolgte im Dezember 2001, und für den Verkehr freigegeben wurde die Umgehung im August 2005. ffg