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50 Jahre kreisfreie Stadt Neustadt

Damals keine Vorteile in Sicht

Haardt war schon vor der Eingemeindung gut aufgestellt – Bis heute bleibt die Hoffnung auf mehr Räume

Damals keine Vorteile in Sicht

Der frühere Oberbürgermeister Hans Georg Löffler habe mal gesagt, die Haardter seien „ein störrisches Bergvolk“, erzählt Rudi Blumenröder, der seit 25 Jahren dem Ortsbeirat angehört. Mit Blick auf die Eingemeindung vor 50 Jahren waren sie auf jeden Fall ziemlich störrisch: Sie wollten nicht.   

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Neue Bänke und oft sehr belebt: der Festplatz am Lindenbaum in Haardt. Foto: ffg

Die Haardter hätten damals einfach keine Notwendigkeit gesehen, sich Neustadt anzuschließen, sagt Rudi Blumenröder: „Der Ort war sehr gut aufgestellt und in den 1960er-Jahren zweimal schönstes Dorf Deutschlands. Der Kanal war schon verbessert und ausgebaut worden, man hatte einen großen, repräsentativen Saal für viele Veranstaltungen und eine intakte Turnhalle.“ Soll heißen: Es waren durch die Eingemeindung keine Vorteile in Sicht, jedoch der Nachteil, seine Eigenständigkeit zu verlieren.

Im Juli 1968 kündigte die Gemeinde an zu versuchen, die Eingemeindung „mit allen legal möglichen Mitteln“ zu verhindern, wie damals in der RHEINPFALZ zu lesen war. Es war ein einstimmiger Beschluss des Gemeinderats, den entsprechenden Antrag hatte Ratsmitglied Hans Müller gestellt. „Die Bevölkerung von Haardt, so wurde betont, möge aus der Haltung des Gemeinderats erkennen, dass es eine Herzensangelegenheit sei, für die weitere Selbstständigkeit einzutreten“, heißt es in dem Zeitungsbericht.

Der damalige Bürgermeister Franz Xaver Frosch verlas in der Sitzung auch ein Schreiben der Haardter Bauern- und Winzerschaft. Auch deren Mitglieder sprachen sich gegen die Eingemeindung aus und baten den Gemeinderat, diese mit allen Kräften zu verhindern. „Eine Degradierung zu einem Vorort von Neustadt würde einen anerkannten Qualitätsweinort auslöschen“, hieß es unter anderem in der Begründung.
  

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Hat sich intensiv mit der Geschichte von Haardt beschäftigt und bietet auch Führungen an: Rudi Blumenröder. Foto: ffg

Keine Halle bekommen

Zu dieser Zeit lebte Rudi Blumenröder zwar noch nicht in Haardt. Doch der in Kaiserslautern geborene Hobby-Historiker, der auch verschiedene Führungen in seiner Wahlheimat anbietet, hat sich intensiv mit der Geschichte des Dorfs beschäftigt. Der 67-Jährige weiß, dass damals die erste Planung zu der großen Abneigung geführt hatte. Denn zunächst sei nicht nur die Eingemeindung, sondern seien gleichzeitig auch kein Ortsvorsteher und kein Ortsbeirat vorgesehen gewesen. In dieser Beziehung hätten Stadt und Land dann aber ein bisschen nachgegeben, und so sei es zu neuen Verhandlungen gekommen. In deren Folge stimmte der Gemeinderat schließlich doch noch zu.

Besonders profitiert habe Haardt davon nicht, da es in dem Ort ja nicht viel zu verbessern gegeben habe. „In anderen Ortsteilen ist vieles passiert, in Haardt hat man das gar nicht gebraucht“, sagt Blumenröder, der seit 1994 ohne Unterbrechung dem Ortsbeirat angehört. Lediglich eine größere Halle habe man sich gewünscht, diese aber letztlich doch nicht bekommen. Auch in den 2000er-Jahren sei das Thema noch mal aufgepoppt: „Aber wir sind dann wieder leer ausgegangen und waren enttäuscht.“

Es gibt zu wenig Räume

Eine negative Entwicklung, die aber nicht mit Eingemeindung, sondern mit der Nähe zur Stadt an sich zu tun hat: In Haardt existieren seit längerem keine Geschäfte und seit einigen Jahren auch keine Bäckerei mehr. „Aber ein gutes Vereins- und Gesellschaftswesen haben wir noch“, betont Blumenröder und verweist auf zahlreiche Feste und andere Veranstaltungen. Ein großes Manko sei das Nichtvorhandensein von Räumen, zum Beispiel für Vereine und auch für den Ortsbeirat. Deshalb hoffe man, dass die Stadt die Gebäude der ehemaligen Fachklinik kaufe und dort ein Multifunktionsgebäude entstehe. „Das wäre eine gute Möglichkeit für Räumlichkeiten, für Begegnungsräume“, so Blumenröder. Im Freien gebe es inzwischen mehrere Treffpunkte, zum Beispiel die kleine Anlage am Lindenbaum. „Dort spielen Kinder, es gibt Wasser, Leute treffen sich“, hat Blumenröder mit Freude beobachtet. Mittlerweile stehen dort auch Bänke und Sitzgruppen, die gerne genutzt werden. „Das ist ein kleiner Mittelpunkt für die Unterhaardt geworden“, freut sich Blumenröder. Auch wenn nicht alles perfekt sei im Dorf, betont der 67-Jährige: „Es ist schön hier auf der Haardt!“ ffg
  

„Unumgänglich“

Haardter Ortsvorsteherin zur Eingemeindung

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Silvia Kerbeck Foto: CDU/frei

„Die Eingemeindung war für Haardt eigentlich unumgänglich, wegen der Nähe zur Stadt. Auch wenn man sich das nicht unbedingt gewünscht hat“, sagt die Haardter Ortsvorsteherin Silvia Kerbeck.

Haardt hatte für die Eingemeindung von der Stadt nicht so viel versprochen bekommen wie einige andere Ortsteile. Eine Gemeindehalle war aber in Aussicht gestellt worden: „Die ist leider gescheitert“, bedauert Kerbeck. Und das ehemalige Probsthaus sei von der Stadt einst für die Ortsverwaltung vorgesehen gewesen, dann aber von der Stadt verkauft worden. Kerbeck ist der Meinung, die Neustadter Weindörfer hätten sich schlechter entwickeln können als die Dörfer der umliegenden Verbandsgemeinden. „Die Städtebauförderung geht an die gesamte Stadt Neustadt und wird dort gesteuert“, nennt die Ortsvorsteherin als Grund.

Mit der Zeit habe es dennoch einige positive Entwicklungen gegeben, zum Beispiel den sehr schönen Straßenausbau im Mandelring. Zudem sei die Grundschule in Haardt erhalten worden und freue sich über einen guten Zuwachs. ffg