Anzeigensonderveröffentlichung
75 Jahre DIE RHEINPFALZ

Erfolgsgeschichte mit Starthemmung

Die Universitätsstadt Kaiserslautern ist IT-Metropole und Medienstandort mit vielen Facetten. Außer der RHEINPFALZ haben sich Kino, Hörfunk und Fernsehen sowie die neuen digitalen Medien an der Lauter angesiedelt. Und kreative Köpfe in und aus der Region heimsen zunehmend Preise ein.

Erfolgsgeschichte mit Starthemmung

Die Fruchthalle in Kaiserslautern war ursprünglich Handelsplatz für Getreide und 1849 Sitz der pfälzischen Revolutionsregierung. Heute dient sie als städtische Veranstaltungshalle. Das Bild zeigt sie während der „Night of the Lights“ im vergangenen Sommer.

Die Zeiten sind vorbei, da Begriffe wie Journalismus, Presse- und Druckwesen dasselbe meinten. Die Verbreitung gedruckter Nachrichten ist längst nur noch ein Einzelaspekt der (auch unterhaltenden) Informationsübermittlung. So hat sich auch das Image der Universitätsstadt Kaiserslautern verändert. Informationstechnologien sind nun ein Schwerpunkt, das Motto heißt „herzlich digital“. Der Wandel ist eine Erfolgsgeschichte mit Starthemmung.  Nicht ohne Verblüffung stellte der Regionalhistoriker Max Braun-Rühling 1951 in einem Aufsatz übers Lauterer „Schrifttum“ fest: Wir „müssen in Kaiserslautern bis zum Jahre 1792 vordringen, um die erste Druckerei, und sogar bis zum Jahre 1830 weitergehen, um die erste konzessionierte Buchhandlung feststellen zu können“.

„Anzeiger“ und „Volkszeitung“

Anno 1804 – im Krönungsjahr Napoleons – gab es den „Anzeiger für den Bezirk Kaiserslautern“ und schließlich den „Anzeiger von Kaiserslautern“. Herausgegeben wurde das Blatt, das noch nicht täglich erschien, vom in Sachsen geborenen Buchdrucker Karl Heinrich Blau. In der Erstausgabe informierte er seine Leser über ein „kaiserliches Dekret in Betref(f) der Brandweinsteuer“, die Festsetzung der Markttage in Kirchheimbolanden und ein „Umschreiben“ – also eine Verwaltungsmitteilung – „wegen vernachlässigten Bach-Ufern“.

Im Anzeigenteil finden sich neben Stellengesuchen und Familiennachrichten auch Beiträge über ein „unfehlbares Mittel gegen Ansteckung bösartiger Krankheiten“ sowie „verbesserte Hilfsmittel gegen die bösartigen Blattern der Schafe“. Politische Nachrichten oder gar Kommentare fehlen.

Das blieb auch so, als die einstige Kurpfalz ein Teil des Königreichs Bayern wurde und der „Anzeiger“ ab 1820 unter dem Titel „Kaiserslauterer Wochenblatt“ erschien. Nachdem der Turnus zum täglichen Erscheinen umgestellt worden war, firmierte das Blatt ab 1864 als „Pfälzische Volkszeitung“. Sie bestand bis 1969 und ging dann in der RHEINPFALZ auf.

Die „Pfälzische Presse“ und die SPD-nahe „Freiheit“ gediehen nur vorübergehend, eine Lauterer Ausgabe der „NSZ-Rheinfront“ der Nazis bestand lediglich für die Dauer des Dritten Reichs. Die RHEINPFALZ führte zwei Jahre nach ihrer Gründung eine eigene Lauterer Lokalausgabe ein. Sie erscheint seit dem 20. Mai 1947.

Die allerersten Nummern der Lauterer RHEINPFALZ wurden noch in Lambrecht gedruckt, die Redaktion befand sich anfangs in der Schillerstraße. Mit dem Umzug in die Pariser Straße eröffneten sich neue Möglichkeiten, sodass ab 1950 alle westpfälzischen Ausgaben in Kaiserslautern gedruckt werden konnten. Drei Jahre später bezogen Redaktion, Archiv, Verlag, Geschäftsstelle und Papierlager ein neues Verlagshaus.

Zeitweilig gab die RHEINPFALZ unter dem Titel „Rhinepfalz Observer“ eine englischsprachige Ausgabe heraus, die damit für ein knappes Jahr in Konkurrenz zu offiziellen Presseorganen der US-Streitkräfte trat. Auch darüber hinaus festigten Wiederaufbau und Wirtschaftswunder die Position des Medienzentrums Kaiserslautern. Am14. Dezember 1953 war Sendestart für den Lauterer Ableger von AFN, den weltweiten Soldatensender der amerikanischen Streitkräfte. Das Studio auf der Lauterer Vogelweh wurde 1954 bezogen, drei Jahre später startete von Ramstein aus ein englischsprachiges Fernsehprogramm.

Unvergessene Radio-Stimmen

Einen deutschen Rundfunksender gab es bereits von 1928 an – allerdings ohne eigenes Programm, sondern als „Zwischensender“. Im Sommer 1946 ging Radio Kaiserslautern auf Sendung. Schließlich bezog der Südwestfunk (SWF), der heute SWR heißt, 1958 ein neu errichtetes Studio in der Stadt. Anfangs war es ein reines Musikstudio, das unter anderem durch die Auftritte des von Emmerich Smola geleiteten Rundfunkorchesters bekannt wurde.

Eine journalistische Redaktion kam erst 1975 hinzu. Das Mikrofon teilten sich gerade mal zwei Redakteure, deren Namen die Hörer der Westpfalz bis heute ebenso im Ohr haben wie ihre Stimme: Annemarie Weidemaier und Peter Jochen Degen − waschechte Lauterer mit ebenso hohem Sympathiefaktor wie der volkstümlich-gemütvolle Plauderer Hansgeorg Baßler.

Inzwischen beliefert eine 20-köpfige Redaktion die SWR-Formate in Hörfunk, Fernsehen und Internet. Das weltweite Datennetz ist außerdem Forum für diverse Internetseiten, Blogs und Podcasts „made in Kaiserslautern“, darunter der stadteigene Provider kldigital.

Außer dem SWR haben zwei weitere Hörfunksender ihr Domizil am Ufer der Lauter, wo es mit dem Offenen Kanal zudem ein Fernsehprogramm von Bürgern für Bürger gibt. Der Privatsender RPR1 − 1986 unter Beteiligung der RHEINPFALZ aus der Taufe gehoben − wurde zum offiziellen Stadionradio des 1. FC Kaiserslautern.

Der Ausbau des Versorgungsnetzes sowie die Anbindung ans „schnelle Internet“ sind im Wahlkampf sowie in der Selbstdarstellung von Politik und Verwaltung zwar ein Dauerthema, aber bislang keineswegs flächendeckend sichergestellt.

Medienarbeit hat indes nicht nur eine technische Seite, sondern vor allem einen künstlerischen Aspekt, dessen Publikumswirksamkeit in vielerlei Medienpreisen aufscheint. Immerhin wurde der in Kaiserslautern aufgewachsene Musikproduzent Zedd in den USA mit einem Grammy und dem MTV-Videopreis bedacht. Die Lauterer Drehbuchautorin Paula Cvjetkovic erhielt 2016 für den Film „Ferien“ die Auszeichnung des Max-Ophüls-Festivals.

Ein Bambi und ein Echo-Preis gingen an den hier geborenen Singer/Songwriter Mark Forster, die auch solistisch hervorgetretene Texterin und Komponistin Laura Kloos erhielt 2015 ihre erste Goldene Schallplatte.

Ingo Putze − in Kaiserslautern geboren und in Schneckenhausen aufgewachsen − darf sich mit einem Emmy-Fernsehpreis schmücken. Als Fachmann für Spezialeffekte war er unter anderen an den Filmen „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ sowie „Die Tribute von Panem“ beteiligt.

Preisregen für neue Medien

Dass sich der Lauterer Kameramann und Produzent Karlheinz Christmann gleichfalls für fantastische Spezialeffekte begeistert, weiß längst nicht mehr nur das Pfalztheater. Der 1862 durch einen Mäzen begründete Thalia-Tempel residiert seit exakt 25 Jahren in einem repräsentativen Neubau. Heute steht das Theater ebenso wie Pfalzbibliothek und Pfalzgalerie in Trägerschaft des Bezirksverbands. Dessen traditionsreicher Pfalzpreis schließt seit 1989 eine spezielle Auszeichnung für Medienschaffende ein.

Ein Beispiel fürs spartenübergreifende Zusammenwirken neuer und alter Medien gibt die Rockband Vanden Plas, die Rockmusik mit effektvoll-bombastischen Bühnenstücken verbindet.

Auch das Jugendzentrum und die 1988 eröffnete Kammgarn-Kulturfabrik setzen von jeher auf die Präsentation unterschiedlichster Medien, während eine facettenreiche freie Szene sowie mehrere PR- und Werbeagenturen neben der Musik auch der Klein- und bildenden Kunst ein Forumbieten.

Mit dem Erblühen der intermedialen Kreativität ist freilich auch in Kaiserslautern ein Rückgang der Kinokultur verbunden. Dabei machte bereits 1899 ein Wanderkino hier Station; das erste ortsfeste Lichtspieltheater öffnete 1907. Immerhin werden die beiden Spielstätten der Provinzkino-GmbH in Kaiserslautern und Enkenbach-Alsenborn regelmäßig für ihr erlesenes Programmangebot ausgezeichnet. VON RAINER DICK