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75 Jahre DIE RHEINPFALZ

Ein Stück Pfalz auf dem Mond

RESSORT SÜDWESTDEUTSCHE ZEITUNG: Manche Geschichten fallen einem einfach vor die Füße, die meisten aber nicht. Letzteres gilt auch für Ereignisse in der Pfalz, über die wir berichten. Einige Recherchen dauern Wochen. Und sie führen mitunter ins Ausland, um dort herauszufinden, was zu Hause eigentlich los ist.

Ein Stück Pfalz auf dem Mond

Juli 1969: Die Mondfähre von Apollo 11 im Landeanflug – mit einem Stück Pfalz an Bord, wie die Redaktion recherchierte.

Bis Mitte 1971 stand auf der ersten Seite unter dem Titel „DIE RHEINPFALZ“ zusätzlich „Zeitung für Politik, Kultur, Wirtschaft, Heimat und Sport“. Heimat – das war und ist die Pfalz. Heimat – das waren und sind wir. Die Redakteurinnen und Redakteure vom Ressort „Südwestdeutsche Zeitung“. Im internen Sprachgebrauch und bei Redaktionskonferenzen hießen wir lange Zeit „die Heimat“, inzwischen eher „die Südwest“. Die Seite ist Brennglas und Weitwinkel zugleich. Sie bündelt das Wichtigste und Interessanteste aus der Pfalz und aus der Landespolitik. Das Ressort kümmert sich auch um die Pfälzer Leuchttürme wie den Weinbau oder den Pfälzerwald mit seinen Wanderwegen. Und für Heiterkeit sorgt der tägliche Mundartwitz „Heit schunn gelacht?“.Auf der Suche nach den richtigen Fakten und Hintergründen, nach dem wahren Kern einer Geschichte, bedarf es mitunter besonderer Ausdauer und Hartnäckigkeit. Drei Beispiele für Recherchen zu Pfalz-Themen verdeutlichen dies.                           

Salischer Kaiserschmarrn

Es war eine Ausstellung, die als kulturelles Großereignis mit weltweiter Ausstrahlung angekündigt wurde. Bei der Schau über das mittelalterliche Kaisergeschlecht der Salier, die 1990 als Geschenk des Landes Rheinland-Pfalz die 2000-Jahr-Feier der Stadt Speyer krönen sollte, bewahrheitete sich das auch. Nur anders, als sich Ausstellungsorganisator Konrad Weidemann und der damalige Mainzer Kultusminister Georg Gölter (CDU) das vorgestellt hatten: Dreimal wurde die Eröffnung verschoben, dreimal wurde Bundespräsident Richard von Weizsäcker wieder ausgeladen. Erst im vierten Anlauf öffneten sicham23. März 1992 schließlich die Tore des Historischen Museums der Pfalz für das geduldige Staatsoberhaupt.

Um Gründe für die Terminverschiebungen war Weidemann nie verlegen. Verzögerungen beim Bau des Speyerer Museumsneubaus war der eine. Dass sich die Leihgeber unersetzlicher Salier-Exponate vor einer Zusage erst monatelang überzeugen wollten, ob die neue Klimaanlage im Museum auch funktioniere, war der andere. Und schuld waren immer nur die anderen. Doch nach der zweiten Verschiebung gab es im Juli 1990 eine erstaunliche Nachricht aus Schweden: In der Unibibliothek in Uppsala war nichts davon bekannt, dass ihr Prunkstück, das Goslarer Evangeliar, nach Speyer ausgeliehen werden sollte. Zuvor hatte Weidemann erklärt, Leihgeber in Uppsala, Paris und Madrid seien bereit, nach einem erfolgreichen Test der Klimaanlage ihre Schätze für eine auf 1991 vertagte Ausstellung zur Verfügung zu stellen.

Daraufhin mobilisierten wir unsere Korrespondenten in Madrid und Paris. Ergebnis ihrer Recherchen: In beiden Städten war ebenfalls von Leihwünschen aus Rheinland-Pfalz nichts bekannt. Der RHEINPFALZ-Bericht hatte ein politisches Beben zur Folge. Die oppositionelle SPD warf Weidemann und Minister Gölter vor, „einen kulturpolitischen Skandal ersten Ranges produziert zu haben“. Weidemann selbst behauptete, wir hätten in Madrid und Paris nur die Falschen befragt. Gölter räumte Jahre später ein, er sei zu lange gutgläubig gewesen.

Flug durchs All

Am Anfang war es so etwas wie ein Gerücht. 2012 hören wir, Papier aus einer Papierfabrik in Frankeneck (Kreis Bad Dürkheim) soll bei der Mission von Apollo 11 an Bord gewesen und im Juli 1969 bis zum Mond geflogen sein. Ein Stück Pfalz auf dem Mond – was für eine Geschichte. Wenn sie denn stimmen sollte. Das herauszufinden, erweist sich so viele Jahre später als schwierig. Heimatforscher schütteln den Kopf, die Frankenecker Papiermaschine sei auf Dekopapier spezialisiert gewesen. Das Werk in Frankeneck war 1971 geschlossen worden, das Unternehmen Scheufelen im baden-württembergischen Lenningen, zu dem es gehört hatte, inzwischen an einen ausländischen Konzern verkauft worden.

Anfragen per Mail oder Telefon laufen ins Leere, Internet-Recherchen bringen keine Ergebnisse. Antiquarisch erwerben wir eine Scheufelen-Firmenchronik. Darin wird die Episode als Meilenstein herausgestellt: „Überirdisch! Scheufelen-Papier fliegt zum Mond.“ Von unserem Frankeneck ist dabei freilich nicht die Rede, sondern nur von der „Lenninger Papierfabrik“. Letztlich machen wir die Privatadresse des früheren Scheufelen-Firmenchefs ausfindig – und schreiben ihm einen Brief. Dieses altmodische Kommunikationsmittel schafft,was auf digitalen Wegen nicht möglich war: den Durchbruch. Ulrich Scheufelen, der das Unternehmen bis 2008 geführt hatte, meldet sich. Ebenfalls per Brief. Tatsächlich hatte die Nasa nach der Brandkatastrophe von Apollo 1 schwer entflammbares Papier für die Bordbücher der US-Astronauten bestellt. Und tatsächlich war das Rohpapier dafür in Frankeneck produziert worden.

Schuss in finsterer Nacht

Ob sie Helm und schussfeste Weste mitbringen, werden RHEINPFALZ-Journalisten nur selten gefragt. Doch ehe Südwest-Redakteur Christoph Hämmelmann im Oktober 2018 ins westafrikanische Mali aufbricht, spricht ihn ein Presseoffizier der Bundeswehr auf solch eine Ausrüstung an. Schließlich soll eine Reportage über Zweibrücker Fallschirmjäger entstehen, die im Auftrag der Uno in der Krisenregion sind.

Dazu begleitet sie der Journalist zum Beispiel auf einer Nacht-Patrouille durch ein Problem-Viertel der 90.000-Einwohner-Stadt Gao. Dorthin rollen die Soldaten zwar in gepanzerten Fahrzeugen. Doch dann steigen sie aus, pirschen zu Fuß durch die finsteren Gassen. Denn so verscheuchen sie Kriminelle. Und sie kommen ins Gespräch mit Einwohnern, die ihnen zum Beispiel verraten, wenn Fremde mit bösen Absichten eingesickert sind. Doch dann gehen die Truppe und der Reporter plötzlich in Deckung: In der Nähe ist ein Schuss gefallen.

Ob der den Soldaten galt, bleibt offen. Immerhin weiß der Redakteur jetzt, warum er Helm und schussfeste Weste trägt – gestellt allerdings von der Bundeswehr. Denn um sich solche Ausrüstung selbst anzuschaffen, braucht ein RHEINPFALZ-Journalist sie doch zu selten. jüm/ros/häm

ÜBER UNS

Südwestdeutsche Zeitung

Das Redaktionsteam:
• Rolf Schlicher (ros, Leiter)
• Jürgen Müller (jüm, Stellvertreter)
• Petra Depper-Koch (pet)
• Christoph Hämmelmann (häm)
• Martina Röbel (rö)
• Simone Schmidt (dts)

Vor Ort in Mainz:
• Arno Becker (nob, Leiter)
• Karin Dauscher (kad)

Redaktion Mainz: Im Weinkeller gibt’s keinen Wein

Mancher Eintrag im Terminkalender der RHEINPFALZ-Redaktion in Mainz mag Neid wecken: „14 Uhr, Hintergrund mit der Ministerpräsidentin im Weinkeller der Staatskanzlei.“ Wie bitte? Ein Treffen mit Malu Dreyer, bei Riesling aus der Pfalz oder Rotwein von der Ahr – und das am frühen Nachmittag? Nein, der Neid ist unbegründet: Es gibt Kaffee, Wasser, Apfelschorle, ein bisschen Obst, wer mag, oder Gebäck zum Kaffee.

Ein Hintergrund ist in der Journalistensprache das Gespräch mit Politikern, in dem vielleicht etwas mehr gesagt wird als in Pressekonferenzen und vor laufenden Kameras, in dem mehr verraten wird über die wahren Gründe für eine Entscheidung oder über die eigene Gemütslage. Hintergründe in diesem Sinne gibt es viele: der Austausch beim Mittagessen mit Landtagsabgeordneten, das Gespräch in der Landtagslobby am Rande von Plenarsitzungen oder ein Plausch bei der zufälligen Begegnung in der Mainzer Fußgängerzone.

Reaktionen und Mienen sagen mehr als Worte

„Hintergründe“ sind für Redakteure so wichtig wie die Teilnahme an offiziellen Pressekonferenzen, in denen Regierungslager und Opposition ihre Politik zu erklären versuchen, oder die Teilnahme an öffentlichen Sitzungen, in denen die Reaktionen und Mienen der Akteure oftmals mehr sagen als ihre Worte.

So helfen uns die „Hintergründe“ und die anderen Begegnungen im alles in allem recht überschaubaren Mainzer Regierungsviertel, unseren Lesern in der Pfalz die Landespolitik zu berichten, einzuordnen und zu erklären. Die „Mainzer“ in der Redaktion, das sind Büroleiter Arno Becker und Korrespondentin Karin Dauscher.

Und natürlich richten wir unser Augenmerk stets darauf, was die Pfälzerinnen und Pfälzer ganz besonders betrifft. So ist uns etwa die B 10 durch den Pfälzerwald näher als die Autobahn in der Eifel. Und wenn es um die Uni Kaiserslautern geht, muss die Uni Trier sozusagen in den Hintergrund treten. nob