Anzeigensonderveröffentlichung
25 Jahre Freizeitmagazin LEO

Arbeiten im Grünen

Gisela Huwig

Arbeiten im Grünen

Die leidige Pandemie hatte auch ihr Gutes für mich: meinen Heimarbeitsplatz mit Blick über Elmstein etwa, den ich dadurch öfter genießen durfte. Und dass der LEO in diesen Monaten seine Grundstruktur und damit auch mein angestammtes Ressort „Aktionen & Neues“ verloren hat. Was zunächst „Phantomschmerzen“ bei mir verursachte, hat sich als positiv entpuppt. Jetzt habe ich Luft für eine große Vielfalt an Themen, auf die ich mich stürzen kann: Food-Trends, Bücher, vor allem tolle Kochbücher, und die Mediathek sind ganzmein Ding. Schließlich bin ich nicht nur bekennender Serien-Stream-Junkie mit Hang zum Nordic Noir, sondern auch geradezu süchtig nach allen möglichen Formen von Musik. Gerade hat es mir der charismatische Singer-Songwriter Fink angetan. „Resurgam“ ist einfach ein Gänsehaut-Album – und klar liebe ich GISELA HUWIG auch das Stück „Looking Too Closely“, das viele aus dem Film „Honig im Kopf“ kennen. Mit Freude mache ich auch die Ausflugsseite, die ich nach gut 20 Jahren Pause wieder geerbt habe. Womit wir wieder bei Elmstein wären. Tipp: Das Kuckucksbähnel steht wieder unter Dampf und tuckert regelmäßig von Neustadt ins „Tal“, wo gut markierte Wanderwege locken.

Gisela Huwig

KULTURPARCOURS: 25 TOP-TIPPS AUS DER REDAKTION

Arbeiten im Grünen-2
Erlesenes Programm für Jazzfreunde: Kammgarn Jazzfestival in Kaiserslautern. Im Bild das Tingvall Trio. Foto: view

Vielleicht noch ein Geheimtipp, aber beständig auf dem Weg nach oben ist der Neustadter Singer-Songwriter Tom Keller. Nach erfolgreichen Jahren im Duo mit Sängerin und Pianistin Maria Blatz und mit Covers hat er zuletzt mit „Where Are You Brother“ eine Singer-Songwriter-Platte von Format herausgebracht. Als Produzent für seine gitarrenbasierten Ohrwürmer konnte er mit Nosie Katzmann („Mr. Vain“) einen Hit-Garanten gewinnen. Bald kommt ein neues Album.

Wir freuen uns drauf!

Die ganz große Bühne ist vielen regionalen Künstlern leider verwehrt. Aber es sind oft gerade die Veranstaltungen in kleinen, feinen Locations, die im Gedächtnis bleiben. Der Verein Musik und Kultur (MuK) in Weisenheim/Sand versteht sich darauf bestens. Die Afterwork-Partys mit den Friday-Night-Igels im „Adler“, mit denen 2004 alles begann, sind Kult. Inzwischen haben die Kulturfördererzusätzlich am Ortsrand eine kuschelige Location, das  „Muk’s“, mit Wohnzimmer-Ambiente hergerichtet, wo sich neben Talenten von der Popakademie auch weithin angesagte Musiker wohlfühlen. Bezaubernd finden wir das „vielleicht kleinste Theater der Welt“, das Anja Kleinhans in Freinsheim aus der Taufe gehoben hat. Sie steht mit eigenen Stücken selbst auf der „Theader“-Bühne, die es bereits in den Kultursommer Rheinland-Pfalz geschafft hat. Die rührige Theaterfrau lädt von 26. bis 27. Juli und von 3. bis 14. August allabendlich um 19.30 Uhr zum „Theadersommer“ mit dem Stück „Grünkraft“ auf die Wiese vorm Casinoturm in Freinsheim. Wir finden: Da muss man unbedingt mal hin! Ebenso wie ins Provinzkino nach Enkenbach-Alsenborn, das mit einem unvergleichlichen Flair und anspruchsvollem Programm Cineasten in den Bann zieht, und zu Vorstellungen des Neustadter Puppentheaters Dornerei. Die beiden professionellen Puppenspieler Eleen und Markus Dorner gehen mit ihren liebevoll gestalteten Puppen und Geschichten für Klein und Groß regelmäßig bundesweit auf Gastspielreisen und sind mit ihrer kleinen Puppenbühne überregional eine große Nummer.  

Arbeiten im Grünen-3
Tolle Kulisse, beste Sicht auf die Bühne und popüläre Musik für die Seele: Neuleininger Burgsommer: Foto: DellTolle Kulisse, beste Sicht auf die Bühne und popüläre Musik für die Seele: Neuleininger Burgsommer: Foto: Dell

Nicht nur klein, aber auch nicht zu groß, präsentiert sich der Burgsommer in Neuleiningen Pop- und Rockfreunden geradezu perfekt: Zwischen den altehrwürdigen Mauern der Burgruine findet jeder sein passendes Plätzchen, um den Darbietungen bekannter Bands und Sänger von Saga bis Albert Hammond und beliebter Tribute-Acts bestens folgen zu können. Dazu gibt es leckere Cocktails und Wein im Stielglas ebenso wie manchen Leckerbissen.

Romantischer ist allenfalls die Ruinenkullise, mit denen die Heidelberger Schlossfestspiele punkten. Sie sind der Muse Thalia geweiht und bieten jedes Jahr vier Freiluftproduktionen, vom Theater Heidelberg ebenso professionell wie originel inszeniert. Coolste Spielstätte ist der Dicke Turm. Hier sitzt man auf einem Gerüst im Halbrund, mit Blick über Stadt und Neckartal - hinter den Darstellern dunkelt der Himmel ins Abendbrot. Zuletzt begeistert dort das witzige und übermütige, mit Popsongs von Charlotte Brandi garnierte "Spiel von Liebe und Zufall".

Ein regelrechter "Blockbuster" in Sachen Freilichttheater sind die Nibelungenfestspiele vor dem Dom zu Worms. Hier protzt man gern mit großen Namen aus dem deutschen Theater- und Fernsehwesen. Jede Saison darf ein alt Story riskieren. Dieses Jahr war der Österreicher Ferdinand Schmalz dazu auserkoren: In seiner "Hildensaga" wollen Krimhild und Brünhild nicht mehr länger Opfer männlicher Ränke und Begierden sein; die Königinnen paktieren miteinander.

Auf Amateurbasis, aber mit großem Einsatz unterhalten außerdem die Freilichtbühnen der Pfalz, die es in Katzweiler und auf Burg Nanstein, in Bobenheim, Haßloch, Neustadt und auf der Klosterruine Limburg gibt. Auch die Burgspiele Altleiningen gehören, obschon ift indoor, dazu. Manche davon setzen auf Mundartkomödie und Musical, andere greifen nach den ganz großen Dramen - ein bunter kultureller Schatz der Region.

Apropos: Das in der Südpfalz ansässige Chawwerusch-Theater bespielt vielleicht nicht die ganz großen Bühnen der Republik, doch es ist eine feste und namhafte Kulturinstititution im Land. Ob unter freiem Himmel unterwegs oder im Theatersaal: Das professionelle Ensemble mit eigener Spielstätte in Herxheim macht sein nahezu vier Jahrzehnten Geschichte und Geschichten erlebbar. Seit der Gründung 1984 haben die Chawwerusch eigenen Angaben zufolge 116 Stücke auf die Bühne begracht, zuletzt die "Donaukinder". Mit viel Engagement und noch mehr Ideen bereichert auch das Kinder- und Jugendtheater Speyer dif Pfälzer Kulturlandschaft. Ob Klassiker wie "Der kleien Prinz" oder die Gute-Nacht-Geschichte für die Kleinsten um den "König aus dem Schlummrland": Mit seinen bunten und liebevoll inszenierten Stücken begeistert das Ensemle, das im Alten Stadtsaal im Herzen der Domstadt beheimatet ist, seit mehr als 30 Jahren sein mehrheitlich junges Publikum.

Eine Pfälzerin, die sich auf den Brettern, die die Welt bedeuten, bestens auskennt, ist Astrid Vosberg. Die profesionelle Schauspielerin und Sängerin aus Kaiserslautern gilt als Allzweckwaffe auf der Bühne des Pfalztheater und erfreut sich nict von ungefähr eine großen Fangemeinde. Ob Rockoper, Musical oder Schauspiel - sie ist in jeden Fach überzeugend. Unvergessen ist sie der LEO-Redaktion in der Rolle des Stelzfuß´ im Stück "The Black Rider", der "Freischütz"-Version von Brian Wilson nach dem Buch von Williams S. Burroughs mit der Musik von Tom Waits. Aktuell ist Vosberg in der Rockoper "Paradiese Lost" zu erleben, mit der Progmetal-Band Vanden Plas im Orchestergraben. Wer indes wissen will, was und wie andernorts gespielt, inszeniert und choreographiert wird, muss zu den Festspielen Ludwigshafen pilern. Pfalzbau-Intendant Tilman Gersch setzt fort, was sein Vorgänger Hansgünther Heyme begonnen hat, und holt wichtige Schauspiel-Inszenierungen aus Berlin, München und Hamburg, dazu die internationale Avantgarde der Tanztheaterszene in die Industriestadt am Rhein. Sharon Eyals Techno-Psychogramm "OCD Love" oder Hofesch Shechters geniale Endzeitparty "Grand Finale" waren nur zwei von zahlreichen Aha-Erlebnissen der letzten Jahre.

Ebenfals in Ludwigshafen angesiedelt un weithin bekannt ist die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Der 1919 in Landau gegürndete klassische Klangkörper ist das größte Orchester des Landes, mit Konzertreihen in Mannheim und Ludwigshafen, regelmäßigen Gastspielenin Mainz, Neustadt, Kaiserslautern, Landau, Pirmasens und Wörth und, seit der Zeit von Karl-Heinz Steffens (2009 bis 2019), mit einem tollen Kurzfestival zum Auftakt jeder Saison: Die "Modern Times" lockern durch außergewöhnliche Programme den Klassikbetrieb auf.

Letzteres gilt auf für den Heidelberger Frühling, der zu den innovativsten Klasikfestivals überhaupt zählen dürfte: mit originellen Konzepten, jungen Formaten, diversen thematischen Schwerpunkten und Ablegern wie dem "Neuland Lied", aus dem gerade ein Festival nach dem Festival gewerden ist. Verglichen mit diesem ausunfernden Innovationsanspruch bewegen sich die Schwertzinger SWR Festspiele in eher traditionellen Bahnen, bieten dafür aber seit 70 Jahren Kammermusik und Liederabende auf höchstem Niveau. Dazu eine Opernausgrabung und ein ganz neues Musiktheaterstück. Und das alles im unschlagbar schönen Ambiente des Schwetzinger Schlossparks.  

Arbeiten im Grünen-4
So romantisch: die Heidelberger Schlossfestspiele (S. 32). 2021 sah man im Dicken Turm „Das Spiel von Liebe und Zufall“, angereichert mit Pop-Songs von Charlotte Brandi (li.). Foto: Susanne Reichardt/frei

Noch ein Tipp aus der Klassik-Ecke: Spezielles Profil gewinnt das Festival Euroclassic nicht nur durch die Tatsache, dass es sich topographisch auf Zweibrücken, Pirmasens, Blieskastel und das Land um Bitche verteilt, sondern auch indem es sich in keine Schublade stecken lässt. Klassikstars wie der Cellist Eckart Runge sind dabei ebenso zu Gast wie das Moka Efti Orchestra aus „Babylon Berlin“ oder Jan Josef Liefers mit seiner Band Radio Doria.

Damit setzen wir erneut zu einem Genre-Sprung an und landen beim Karlsruher Zeltival. Das Tollhaus stopft, wenn nicht gerade eine Pandemie alles hemmt, die dröge Leere des Sommerlochs stets mit einer vorzüglichen Auswahl aus Jazz, Pop, Rock, Blues, Kabarett und Weltmusik. Für diesen Sommer sind unter anderem Hubert von Goisern, Selig, Saga, Pippo Pollina, Dub FX und Django 3000 avisiert.

Für Jazz-Fans, die die Vielfalt des Genres geballt erfahren wollen, gibt es auf der LEO-Agenda mindestens zwei Pflichttermine: Da ist zunächst das Kammgarn International Jazzfestival in Kaiserslautern, das, auf drei Tage komprimiert, einen Mix aus arrivierten Größen und Newcomern offeriert und dieses Jahr zum Beispiel mit der österreichischen Band Shake Stew bekannt machte, deren Sets kunstvoll zwischen Bläserchoral und Afrobeat, zwischen Trance und Groove oszillieren.

Und dann natürlich Palatia Jazz, das Sommerfestival, das Leute wie Kadri Voorand, Emil Brandqvist, Nils Petter Molvaer oder Cécile Verny für Open-Air-Konzerte in Pfälzer Winzerhöfen und Villenparks engagiert. Eigentlich wäre an dieser Stelle auch noch das Festival „Enjoy Jazz“ in den Städten der Metropolregion Rhein-Neckar zu nennen. Aber da wir unseren Kultur-Parcours um des Jubiläums willen auf 25 Stationen beschränken wollen, tun wir lieber noch was für die Cineasten und schließen mit dem Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel. Alljährlich wird hier, unter alten Platanen und direkt am Rhein, in zwei Kinozelten und auf zwei Freiluftkinoflächen Filmkunst vornehmlich made in Germany gezeigt. Dazwischen: Lounge-Atmosphäre, Cocktailparty-Stimmung, Blätterrauschen und Wellenplätschern – schöner geht Sommerkino nimmer. leo