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Gesundheit & Wohlbefinden

„Von Kindheit an leider meistens in Socken und Schuhen versteckt“

INTERVIEW: Lauftrainerin Béatrice Drach-Schauer mit Tipps für die Gesundheit der Füße – Rückschlüsse auf Fehlbelastungen durch Spiraldynamik möglich

„Von Kindheit an leider meistens in Socken und Schuhen versteckt“

Lauftrainerin sowie diplomierte Spiraldynamik-Fachkraft: Béatrice Drach-Schauer. FOTO: SANDRA SCHMID FOTOGRAFIE

Die Füße schenken Halt und Stütze. „Sie tragen durchs Leben und verwurzeln uns mit der Erde“, sagt Lauftrainerin Béatrice Drach-Schauer, Autorin des Kompakt-Ratgebers „Kleine Fußschule“. Im Interview erklärt sie, warum es wichtig ist, die Füße fit zu halten und zu pflegen und wie Schmerzen und Fehlbelastungen vorgebeugt werden kann.

INTERVIEW: Lauftrainerin Béatrice Drach-Schauer mit Tipps für die Gesundheit der Füße – Rückschlüsse auf Fehlbelastungen durch Spiraldynamik möglich

Als Lauftrainerin und sportwissenschaftliche Beraterin befassen Sie sich seit vielen Jahren mit dem Thema „gesunde Füße“. Was hat Sie dazu gebracht, und warum ist es so wichtig, auf die Fußgesundheit zu achten?

Ich habe selbst lange unter Fußschmerzen gelitten – aufgrund von Fußfehlstellungen und einem „angezüchteten“ Hallux valgus –, zum anderen die Tatsache, dass dem Thema Fußgesundheit in der Öffentlichkeit nur ein geringer Stellenwert beigemessen wird.

Mit rund einem Viertel aller Knochen sind unsere Füße hochkomplexe Meisterwerke. Trotzdem werden sie oft zu wenig beachtet. Woran liegt das, und wie lässt sich das ändern?

Sehr viele negativ anmutende Redewendungen ranken sich um die Füße, etwa „da schlafen einem ja die Füße ein“ und „kalte Füße bekommen“. Wir werden von Kindheit an dazu angehalten, unsere Füße in Socken und Schuhen zu verstecken, und verlieren so den natürlichen Bezug zu ihnen.

Ihr Ansatz ist das Bewegungskonzept der Spiraldynamik. Was versteht man darunter?

Die Spiraldynamik ist ein anatomisch begründetes Bewegungskonzept, welches dem Körper eine Form von kluger „Gebrauchsanweisung“ zur Verfügung stellt und von dem Arzt Christian Larsen mitbegründet wurde. Mit Hilfe der dreidimensionalen Anatomie lässt sich das feine Zusammenspiel koordinierter Bewegungen analysieren, und daraus können Rückschlüsse auf Fehlbelastungen gezogen werden.

Was sind denn typische Fehlstellungen und Beschwerdebilder?

Eine der häufigsten Fehlstellungen in unserer westlichen Welt ist sicher der Spreizfuß. Das Vorfußquergewölbe ist verbreitert, es kommt zur Drucküberlastung unter den Köpfen einzelner Mittelfußknochen. Gesunde Füße wirken wie Stoßdämpfer; doch wenn die Fußmuskulatur zu schwach ist, kann diese Dämpfung nicht mehr funktionieren, und der Fuß wird immer breiter. Schmerzen im Vorfußbereich sind die Folge. Aus einem Spreizfuß kann sich dann der Schiefstand der Großzehe, der Hallux valgus, entwickeln. Mit Übungen und gegebenenfalls podologischen Einlagen kann man lernen, das Fußgewölbe wieder besser anzusteuern.

Woran kann man frühzeitig erkennen, ob bereits eine Fehlstellung vorliegt?

Im Idealfall merkt man schon in jungen Jahren, dass der Fuß oder das Bein eine Fehlstellung aufweist. Aber auch wenn das nicht der Fall ist, sollte man sich im Erwachsenenalter in jedem Fall an einen Arzt oder Therapeuten wenden, wenn es zu anhaltenden Beschwerden kommt.

Unsere Füße, Beinachsen und Hüften bilden eine wichtige Bewegungseinheit, die als System betrachtet werden sollte; daher gilt es zum Beispiel bei Knieschmerzen, auch die Stellung der Füße und der Beinachsen anzuschauen. Fußschmerzen sind nicht nur lästig, sie können die Lebensqualität empfindlich einschränken oder ernsthafte Folgebeschwerden verursachen.

Was benötigt man für ein effektives Training der Füße?

Der Vorteil an der Fußgymnastik liegt darin, dass es dafür keiner teuren Hilfsmittel bedarf. Die Übungen sollten am besten täglich ausgeführt werden, nehmen allerdings nur wenige Minuten in Anspruch. Den Einbeinstand kann man zum Beispiel beim Zähneputzen einnehmen, und die Muskulatur der großen Zehe lässt sich nebenbei auf der Toilette trainieren. Fußgymnastik kann man als kleine „Zeit für mich“ zwischendurch verstehen. msw

ZUM WEITERLESEN

Béatrice Drach-Schauer: „Kleine Fußschule.“ Mit Sonderteil: Barfuß gehen und trainieren, Mankau, 2021, 158 S., 12 Euro