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LEO Saison Herbst

Gipfel, Tod und sexuelle Revolution

Stücke von Anderswo: »Offene Welt« in Ludwigshafen

Gipfel, Tod und sexuelle Revolution

Wie sieht das Theater in anderen Winkeln Europas aus? Sagen wir mal, auf dem Balkan? Welche Themen werden dort beackert? Und wie tanzt man, zum Beispiel, in den Ländern der Levante? Wen das interessiert, der findet Antworten bei der „Offenen Welt“ des Theaters im Pfalzbau.  

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Kracher aus dem Kosovo: In „55 Shades of Gay“ tritt auch eine Art Conchita Wurst auf. | Foto: Jetmir Idrizi/frei

Stets zum Auftakt der neuen Saison bündelt das internationale Theaterkurzfestival aktuelle Inszenierungen aus dem Ausland. Dieses Jahr stehen Stücke aus Kroatien, Albanien und dem Libanon im Mittelpunkt. Alle drei Produktionen drehen sich um die Überwindung von Grenzen – sei es nun der Natur, des Todes oder einer rigiden Sexualmoral.

So wird zum Beispiel in „Was fehlt (That Which is Missing)“, einem Stück des kroatischen Autors Tomislav Zajev, die Besteigung des Mount Everests zum Wendepunkt im Leben einer Gruppe von Menschen. Die extreme Herausforderung führt zu existenzieller Verunsicherung, sie wirft die Menschen zurück auf die essenziellen Probleme ihres Daseins: Zwei Schwestern müssen sich noch einmal der Tatsache stellen, dass sie früh von der Mutter verlassen wurden. Ein junges Paar – man wollte eigentlich demnächst heiraten – stellt die Selbstverständlichkeit seiner Beziehung in Frage, und ein Sechzehnjähriger entdeckt seine Homosexualität (Do 26.9., 19.30 Uhr).

Letztere spielt im Stück von Jeton Neziraj quasi die Hauptrolle. In „55 Shades of Gay“ beleuchtet der kosovarische Autor, wie sehr Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle auf dem Balkan unter Homophobie und Unterdrückung zu leiden haben. Dabei ist Nezirajs Stück keineswegs bierernst und depressiv, im Gegenteil: „55 Shades of Gay“ ist ein verrückter Mix aus Farce, Travestie und Rock’n’Roll, eine sexuelle Revolution in Gestalt einer burlesken Bühnenshow (So 29.9., 20 Uhr).  

Düsterer nimmt sich dagegen Ali Chahrours Tanzstück „May He Rise and Smell the Fragrance“ aus. Der 1989 in Beirut geborene Tänzer und Choreograph bringt in seiner Performance zusammen, was insbesondere für arabische Männer nicht zusammengehört, nämlich Männlichkeit und Trauer. Und das mit reduzierten Mitteln, dafür aber ungemein intensiven Bildern (Sa 28.9., 19.30 Uhr).

Zwei Konzerte (Masha Qurella, Cüneyt Sepetci), drei Produktionen des Jungen Pfalzbaus und ein musikalisches „Weltfest“ vervollständigen das interkulturelle Kaleidoskop. kai

INFO
»Offene Welt: Internationales Festival «
Do 26.9. bis So 29.9.
Ludwigshafen, Theater im Pfalzbau
Karten und Info: Telefon 0621 5042558
www.theater-im-pfalzbau.de