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LEO Saison Sommer

Vom harten Leben im Wald

Museumschau: Die alte Samenklenge in Elmstein

Vom harten Leben im Wald

Nein – einen Reim auf die Apparaturen, die er als erstes zu sehen kriegt, kann sich der Laie kaum machen. Erst wenn Linda Turner, die kundige Museumswartin, auf den Schalter drückt und einige sich ratternd in Bewegung setzen, erkennt man ihren Zweck: Sie schütteln und rütteln die diversen Nadelbaumzapfen, so dass die Samen herausfallen und sich unter einem Sieb sammeln, indes ein Gebläse leichtere, überflüssige Bestandteile fortweht. Einfach, aber zweckmäßige Mechaniken, die ursprünglich nicht, wie man an der Decke noch sieht, über eigene Elektromotore, sondern über Wellen und Transmissionsriemen betrieben wurden.  

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Aus der Zeit der Samenklenge: gemalter Waldfries. | Fotos: Happersberger
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Der Darrofen: Linda Turner erläutert das Herz der Samenklenge.
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So war’s früher: Rückenkorb, Essenskanne, Holzschuhe.

Wir befinden uns in der ehemaligen staatlichen Samenklenge in Elmstein, bis 2006 eine von bundesweit acht staatlichen Forstsamendarren. Diese Bezeichnungen sind nicht sehr geläufig. Es handelt sich um Institute, die im Wald gute Baumsamen sammeln – dazu muss man bei zapfentragenden Bäumen immer noch hinaufsteigen, denn bis die Zapfen von selbst herabfallen, haben sie sich längst geöffnet und die Samen ausgestreut –, aufbereiten und lagern. Die Elmsteiner Samenklenge ist 1913 eingerichtet worden, die seit 2008 museal erlebbare Technik stammt vor allem aus den 1920er und 1930er Jahren.
  

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Arbeitsmaterial: eine Schar altertümlicher Kettensägen.

Herzstück der Anlage war der Darrofen von 1928, in dem die Zapfen in großen eisernen Schubladen 18 bis 35 Stunden lang getrocknet wurden. Das musste recht präzis bei 50 Grad geschehen, schon zehn Grad mehr zerstörten die Keimfähigkeit der Samen. Da der Dörrofen mit Holz beheizt wurde, musste die ganze Zeit jemand zum Nachlegen und zur Temperaturkontrolle – man regulierte sie mittels Lüftungsklappen im Dach, wie Linda Turner erläutert – da sein – ein System, das anfangs des dritten Jahrtausends veraltet schien, weswegen die staatliche Samenklenge aufgegeben und von der Gemeinde Elmstein zu Museumszwecken übernommen wurde. Thematisch passend fanden im 1952 angebauten hölzernen Trockenschuppen, der mit Glasscheiben geschlossen wurde, die Sammlungen des vormaligen Waldarbeitsmuseum an der Wappenschmiede – professionell arrangiert und mit knapp formulierten, das Wesentliche anzielenden Schrifttafeln erläutert – ihren Platz. Es handelt sich vor allem um Arbeitsgeräte der vormaligen Waldarbeiter und Waldbauern. Ihr Leben war hart, der Boden gab – trotz aufwendiger Terrassierungsarbeiten – kaum das Überlebensnotwendige her, so dass intensive Waldnutzung notwendig war. Das Holz wurde in die Rheinebene getriftet, Harz, Galläpfel, sogar Baumpilze wurden gesammelt und verwertet.
  

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Anschaulich: Modell eines Harzofens. Die Hitze ließ das Harz ausfließen.

All das stellt das Museum anschaulich dar und gibt damit wertvolle Einblicke in eine sehr fern wirkende Welt. Roland Happersberger

INFO
Alte Samenklenge – Haus der Forst- u. Waldgeschichte:
Elmstein, Hauptstr. 52,
Apr-Okt Mi, Sa/So 14-17 Uhr, am Mi empfiehlt sich Anmeldung: 06328 234.
Info: www.alte-samenklenge.de