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Ein doppelter Triumph der (notleidenden) Kultur

Zwei Festivals sorgen in Sommer und Herbst in Kaiserslautern für Furore – Literatur und Musik im Blickpunkt

Ein doppelter Triumph der (notleidenden) Kultur

Musikgenuss in schönem Ambiente: zu erleben beim Festival im Museumshof. FOTO: THOMAS BRENNER

Zweifelsohne: Es hat sich alles glücklich gefügt. Dass vorab schon ein bisschen Dusel mit im Spiel gewesen sein mag, will Christoph Dammann gar nicht verhehlen. Hingegen ist Esther Mertel erst nach dem strahlenden Schlussakkord klar geworden, welch „Sonne“ sie gehabt hat. Die beiden Kulturschaffenden hatten in der Tat Glück mit ihren ambitionierten Projekten. Sehr zur Freude eines dankbaren Publikums, das im Juli ein Musikbühnen- und im September ein Literatur-Ereignis hat auskosten dürfen.

Zwei Festivals sorgen in Sommer und Herbst in Kaiserslautern für Furore – Literatur und Musik im Blickpunkt

Nicht weniger als 13 eigenständige Programme, mithin 13 Perlen an sechs ausgewählten Schauplätzen, an denen Vortragskünstler an summa summarum sieben Abenden ihre jeweiligen Zuhörer in ihren Bann gezogen haben: Das zweite Kaiserslauterer Literaturfestival war eine Wucht. Wobei nicht nur die ein oder andere namhafte Verpflichtung Magnetwirkung entfaltet hat, nicht nur die Rezitatoren mit großen Namen grandiosen Beifall erhalten haben. Auch ein vermeintlich äußerst gewagter Auftritt hat nach Christoph Dammanns Worten „eingeschlagen wie eine Bombe“. So geschehen Anfang September.

Schöne Sommerabende im Hof des Museums

Gut sechs Wochen zuvor hatte die Sonne überm Theodor-Zink-Museum gestrahlt. Der bis dato so durchwachsene Sommer war Mitte Juli noch mal für wenige Tage in Hochform. Und fügte genau im rechten Moment mit wunderbaren Abenden immens wichtige Puzzleteile ein, verstärkte das so anheimelnde Ambiente und krönte das stimmige Gesamtbild jener außergewöhnlichen musikalischen Reihe, die im Museumshof über die Bühne ging.

Esther Mertel hatte im Innenhof des Museumsareals mit ihrem „Musik*Bühne bleibt.festival kaiserslautern“ rund 40 Künstlerinnen und Künstlern – überwiegend aus der Westpfalz – eine Spielstätte geebnet. „Vier prall gefüllte Tage“, wie die Initiatorin rückblickend sagt, vier Abende, angefüllt mit Wohlklang. Und mit kleinen, sympathisch wirkenden Extravaganzen, die das große Ganze bereicherten: etwa ein Baby-Konzert und ein Abendausflug in die Welt der Literatur.

Es war ein Kraftakt, den die aus Enkenbach stammende Künstlerin da gestemmt hat: Esther Mertel, im Theatermanagement bewanderte studierte Sängerin, wirkt im Hauptberuf als Spielleiterin an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg. Nur zu gerne aber verwirklicht sie „nebenher“ auch ganz eigene Ideen. Und dies am liebsten in ihrer westpfälzischen Heimat.

Das ambitionierte Programm im Museumshof war von daher auch nicht ihr erstes größeres Projekt, das sie „zu Hause“ verwirklicht hat. Wenn sie bislang was anpackte, hatte sich das Wagnis auch gelohnt, wenn gleich nicht unbedingt finanziell: „Es ist schon ein gehöriger Nervenkitzel. Andere gehen in die Spielbank“, scherzt Esther Mertel mit Blick auf Sponsorensuche, zu stellende Förderanträge, gewagte Kalkulationen. Und gibt zu, dass ihr angesichts möglicher Folgen eines Fehlschlags durchaus schon eins ums andere Mal heiß und kalt geworden ist.

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Strahlende Initiatorin und Organisatorin des Festivals unter dem Titel „Musik*Bühne bleibt.“ Esther Mertel. Vier Tage lang war der Hof des Theodor-Zink-Museums in Kaiserslautern Anlaufstelle von Musikliebhabern aus nah und fern. FOTO: THOMAS BRENNER/FREI
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Rundum glücklich nach dem Erfolg des Literaturfestivals: Christoph Dammann (links der Mitte mit Lebensgefährtin Ray Albuquerque) und Claus Maria Brandauer. Rechts Arno Waschk, der den großen Mimen am Piano begleitet hat. FOTO: ALBUQUERQUE /FREI

Mit ihrem Bühne-bleibt-Festival habe sie echt Glück gehabt, wie sie bekennt. Das sei ihr allerdings erst so richtig klar geworden, als sie nach dem letzten Vorhang zu Hause gesessen und Bilanz gezogen habe – während es eine Woche lang fortwährend regnete. „Da kommt man schon ins Grübeln. Was, wenn das alles ins Wasser gefallen wäre?“, sagt Esther Mertel nachdenklich.

War es derselbe gute Stern, der später auch überm Literaturfestival gestanden hat, der das Musikfestival zum Erfolg geraten ließ? Sollte nicht ein Stern die beiden Ereignisse vereinen, so gibt es aber zumindest eine Parallele: Beide Projekte wären ohne die fundierte Unterstützung des Vereins Zukunftsregion Westpfalz so nicht zu verwirklichen gewesen. Das betonten beide Organisatoren.

Finanzielles Risiko nicht gerade gering

Durchaus unterschiedlich waren allerdings die Voraussetzungen, auf denen die beiden Kultur-Ereignisse gründeten: Esther Mertel hatte zwar engagierte Mitstreiter, hat sich vor allem auf „Kultur Quadrat“ verlassen können. Der Kulturförderverein um die in Alsenborn beheimatete Künstlerin Sabine Heinlein – verlässlichste Stütze der Organisatorin – war als Veranstalter aufgetreten, Heinlein selbst war größte Stütze.

Jedoch: Das Wagnis war sicher etwas größer als beim Literaturfestival, bei dem der Kulturamtsleiter die Stadt als Veranstalter hinter sich hatte.

Im Grunde hätte dabei ja erst gar nichts schiefgehen können: Attraktiver lässt sich eine Vortragsreihe kaum besetzen. Hochkaräter wie Suzanne von Borsody, Elke Heidenreich, Christian Brückner und – der große Mime Claus Maria Brandauer hatten ihre Zusage erteilt und wollten gern nach Kaiserslautern kommen. Doch nicht nur die weithin bekannten wohlklingenden Namen verhießen ein literarisches Stelldichein von Güte; die Fülle und die Dichte, die „Macher“ Dammann dem Ereignis verliehen hatte, ließ auf Großes hoffen.

Indes hat ein winziges Virus erst mal alles verdorben. Was Dammann allerdings zunächst nicht recht hatte einsehen wollen. Mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit hatte der promovierte Musikwissenschaftler und Leiter des städtischen Kulturamt seine Pläne weiter verfolgt und auf eine Lockerung der Pandemie-Vorkehrungen gehofft.

Vergebens. Das Literaturfestival – das zweite nach der zwei Jahre zuvor gefeierten Premiere – musste ins Wasser fallen. Keine Chance, höhere Gewalt. Hat Dammann ans Aufgeben gedacht? „Es ist nicht meine Art, die Flinte ins Korn zu werfen“, sagt er rückblickend. „Meine Aufgabe ist nicht das Aufgeben; meine Aufgabe ist es, Lösungen zu finden.“ Punkt.

Nun denn: Lieber spät als gar nicht, so viel war frühzeitig klar. Statt wie geplant im Februar, war das Festival in den frühen Herbst verschoben worden. In guter Hoffnung. Das hat letztlich auch geklappt. Dass aber alles exakt so wie damals geplant hat über die Bühne gehen können, ist schon erstaunlich.

Dammann spricht selbst von einem „mittleren Wunder“. Das kam in Gestalt eines Terminkalenders, der wider Erwarten Anfang September eine wochengroße Lücke im Belegungsplan der Lauterer Fruchthalle aufwies. „Das ist ungewöhnlich um diese Jahreszeit“, wundert sich Dammann noch immer. Fügung Nummer zwei: Die eigentlich für den Februar verpflichteten Künstler signalisierten, ihrer Verpflichtung auch zum Ausweichtermin nachzukommen. Schier unglaublich, wie das alles gepasst hat.

Besagte Bombe, die beim Literaturfestival so unerwartet eingeschlagen hat, war übrigens durchaus mit einem großen Namen verbunden: Christian Brückner war der Stargast, der Herman Melvilles Meisterwerk Moby Dick aufgeschlagen hat. Doch ging die Darbietung über einen Wortvortrag hinaus. Die musikalische Lesung begleitete die Formation „Elbtonal Percussion“. Mit mächtig-umfangreichem Schlagwerk ausgerüstet, ließen es die Rhythmus-Musiker dann im wahrsten Sinne des Wortes in der Fruchthalle krachen. cha