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Gesundheit & Wohlbefinden Frankenthal

„Unterernährung ist gefährlich“

Interview mit Ärztin Nelli Chamarina vom Klinikum Ludwigshafen

„Unterernährung ist gefährlich“

Gesunde Ernährung in der Schwangerschaft: Dr. Nelli Chamarina, leitende Ärztin der Geburtshilfe und Kindergynäkologie am Klinikum der Stadt Ludwigshafen, warnt vor einseitiger Ernährung und Diäten. Auch für die Stillzeit gibt sie im Interview Tipps.

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Dr. Nelli Chamarina.                              FOTO: KLINIKUM LUDWIGSHAFEN/FREI

Was kann für Schwangere und Stillende gefährlich werden?

Gefährlich wird es zum Beispiel, wenn eine einseitige oder kalorienreduzierte Diät durchgeführt wird, bei der man mehr als 0,5 Kilogramm pro Woche abnimmt oder weniger als 1500 Kilokalorien pro Tag zu sich nimmt. Bewegung ist für Schwangere neben einer gesunden Ernährung zwar sehr wichtig, nicht ratsam sind jedoch Tauchen, Abenteuersportarten oder Sport mit hohem Sturzrisiko wie Skifahren, Turnen, Trampolinspringen sowie Reiten. Besser eignen sich Schwimmen, Spazierengehen, Radfahren mit dem Ergometer, Wandern oder unangestrengter, gemütlicher Ski-Langlauf.

Bei welchen körperlichen Anzeichen sollte man unbedingt zum Arzt?

Wenn man in der Schwangerschaft oder der Stillzeit mehr als vier bis fünf Mal pro Tag erbricht, stark an Gewicht abnimmt oder sich der Allgemeinzustand verschlechtert, muss man sofort zum Arzt. Bei Stillenden muss geklärt werden, ob man dann weiter stillen darf.

Welche Entwicklung des Gewichts von Schwangeren ist gesund?

Der Kalorienbedarf steigt erst ab der zweiten Schwangerschaftshälfte, und diesen Mehrbedarf sollte man am besten durch Eiweiß und keinesfalls durch Fett decken. Überernährung erschwert oft den Schwangerschaftsverlauf, führt zu Rückenschmerzen, Schmerzen im Becken, Atemnot, erhöhtem Blutdruck und einer schwierigen Geburt. Das Kind hat ein erhöhtes Risiko, lebenslang an Stoffwechselstörungen zu leiden. Unterernährung ist jedoch genauso gefährlich wie Überernährung. Viele Schwangere orientieren sich an prominenten Vorbildern, die stolz zeigen, wie wenig sie in der Schwangerschaft zugenommen haben. Das ist weder für das Kind noch für die Mutter gesund und kann Frühgeburten, niedriges Geburtsgewicht des Kindes, erhöhten Blutdruck, nicht insulinpflichtigen Diabetes und Herzkrankheiten beim Kind, Osteoporose und Abwehrschwäche zur Folge haben. Gesunde Schwangere nehmen zirka zwölf Kilogramm während der Schwangerschaft zu. Eine Gewichtszunahme von mehr als 20 Kilogramm in der Schwangerschaft gilt als krankhaft.


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Entgegen der verbreiteten Meinung in der Schwangerschaft erlaubt: Honig.
FOTO: POLLYDOT/PIXABAY 

Gibt es Mythen rund um Ernährung in der Schwangerschaft, die definitiv falsch sind?

Meiner Erfahrung nach sind die meisten Schwangeren über die Vermeidung von gefährlichen Krankheiten gut informiert. Und natürlich können in rohem Fleisch Toxoplasmose-Erreger enthalten sein und dem ungeborenen Kind schaden. Aber ich kann alle Schwangere beruhigen: Wenn sie einmal ein Stück Salami oder Weichkäse aus dem Supermarkt gegessen haben, ist es extrem unwahrscheinlich, dass sie sich anstecken. Doch wenn man regelmäßig rohe Produkte verzehrt, steigt das Risiko. Und man hat in der Schwangerschaft einfach mit anderen Konsequenzen zu rechnen als sonst. Daneben höre ich einen Mythos immer wieder: Schwangere dürften keinen Honig essen – aber das stimmt nicht!

Gelten alle Ratschläge für die Schwangerschaft auch in der Stillzeit?

Stillende Frauen benötigen für die Milchproduktion zirka 600 bis 800 Kilokalorien pro Tag zusätzlich. Diese können aber durch die in der Schwangerschaft angelegten Fettpolster gedeckt werden, man nimmt natürlich ab und erreicht innerhalb von zwölf Monaten wieder sein Ausgangsgewicht. Die Ernährung von Stillenden sollte weiterhin ausgewogen und ballaststoffreich sein. Es sind außer Jod jedoch keine zusätzlichen Mineral- und Vitaminpräparate mehr nötig. Wissenschaftlich nicht bewiesen ist, dass blähende Speisen aus der Nahrung in die Muttermilch übergehen können. Möglich ist, dass Speisen oder Gewürze wie Chili oder Knoblauch den Geschmack der Muttermilch so verändern, dass die Kinder die Brust verweigern. Kaffee und Tee sind in Maßen unproblematisch – und Sushi oder Salami in der Stillzeit wieder erlaubt. Anne Kirchberg

WICHTIGE TIPPS AUF EINEN BLICK

1. Das Essen auf drei bis vier Mahlzeiten aufteilen, mindestens ein Mal pro Tag warm essen

2. Vier bis fünf Mal pro Woche Lebensmittel tierischer Herkunft essen, dabei fettarme Fleischsorten vorziehen

3. Zwei Mal wöchentlich Fisch verzehren

4. Täglich frischen Salat mit möglichst verschiedenen Ölen wie Maiskernöl, Olivenöl, Kürbiskernöl, Rapsöl sowie Gemüse und Obst essen

5. Vollkornprodukte dem Weißbrot oder Toast vorziehen

6. Auf eine Flüssigkeitszufuhr von zwei bis drei Litern achten; dabei ein Glas Milch pro Tag, Obst- Gemüsesäfte, Mineralwasser, Kräutertee

7. Täglich nicht mehr als eine Tasse Kaffee, zwei bis drei Tassen schwarzer Tee oder drei Tassen grüner Tee

8. Süßigkeiten wie Schokolade reduzieren, aber nicht ganz ausschließen

9. Alkohol ist tabu akk