Man mag es kaum noch lesen, doch Covid 19 ist leider noch immer allgegenwärtig. Und mit der Erkrankung kämpfen viele Menschen ungewöhnlich lange: Wenn noch vier Wochen oder länger nach Covid-19 Beschwerden vorhanden sind, so wird das als Long Covid oder Post-Covid-Syndrom bezeichnet. Auch wenn es mitunter den Anschein haben mag: Ganz hilflos sind Patienten dem nicht ausgeliefert.
Therapien aus der Schul- und Alternativmedizin sowie natürliche Mittel bei Long Covid
Davon ist der Facharzt für Innere Medizin, Integrative Medizin und Geriatrie, Dr. Peter Niemann, überzeugt. In seinem Buch „Das Long-Covid-Syndrom überwinden“ schildert er nicht nur den Kenntnisstand zum Sars-Cov 2 getauften Virus, das seit zwei Jahren das Weltgeschehen prägt und Millionen Menschen bereits das Leben gekostet hat. Er beleuchtet auch zunächst die Hintergründe von Long Covid. Dann gibt er zahlreiche Tipps, wie Erkrankte den hartnäckigen und belastenden Beschwerden nach der überstandenen Akutphase entgegenwirken können.
„Eine allgemeingültige Therapie gibt es nicht“, räumt der deutsche Mediziner ein, der in den Staaten lebt und arbeitet. Jede Behandlung müsse sich an den jeweiligen Symptomen orientieren. Doch an Strategien fehle es nicht. So seien zum Beispiel Therapien gegen postvirale Fatigue, chronisches Erschöpfungssyndrom und myalgische Enzephalomyelitis vielversprechende Ansätze auch bei Long Covid. Zu den möglichen schulmedizinischen Therapien zählt Niemann unter anderem Medikamente wie Kortisonpräparate, Schmerzmittel und Antidepressiva. Häufig leide nämlich auch die Psyche der Long-Covid-Patienten. Wenn die seelische Belastung so groß werde, „dass Lebensqualität oder Alltagsbelastung eingeschränkt sind“, sei eine Psychotherapie angezeigt.
In Frage kommen laut Niemann zudem alternative Heilmethoden, die seiner Meinung nach bei Long Covid lindernde Wirkung gezeigt haben, allen voran die Akupunktur. Niemann: „Es ist in China unter Ärzten allgemeines Wissen, wie erfolgreich Akupunktur gerade bei Krankheiten wie dem chronischen Erschöpfungssyndrom wirkt.“ Doch auch in der westlichen Medizin gebe es Veröffentlichungen, „die von beeindruckenden Ergebnissen berichten“. Da bei Akupunktur kaum Nebenwirkungen zu befürchten seien, betrachtet der Experte diese Therapieform insgesamt als „empfehlenswert“. Nicht zuletzt setzt der Mediziner auf Sport- und Bewegungstherapie, auf Nahrungsergänzungsmittel und auf eine gesunde Ernährung, um dem Leiden zu begegnen. wig
ZUM WEITERLESEN
Peter Niemann: „Das Long-Covid-Syndrom überwinden“, Trias, 2022, 120 Seiten, 19,99 Euro
TIPPS
Ernährung bei Post Covid
Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Eiweiß und ungesättigten Fettsäuren könne Mangelzustände beheben und der Erschöpfung bei Long Covid entgegenwirken, meint Mediziner Peter Niemann. Und er gibt sechs ganz allgemeine Tipps:
1. Obst und Gemüse essen, darunter vor allem Beeren, Pflaumen, Kirschen, Kiwis sowie Zitrusfrüchte, aber auch Äpfel und Birnen sowie Grün-, Rot-, Rosen- und Blumenkohl, Spinat, Paprika, Rote Bete, Radieschen und Süßkartoffeln
2. Biolebensmittel bevorzugen, vor allem beim „Dreckigen Dutzend“ (Erdbeeren, Spinat, Grünkohl, Nektarinen, Äpfel, Weintrauben, Pfirsiche, Kirschen, Birnen, Tomaten, Sellerie und Kartoffeln)
3. Lebensmittel mit chemischen Zusätzen meiden (Süßstoffe, Stabilisatoren, Emulgatoren, Konservierungsstoffe ...)
4. Grünen Tee trinken
5. Honig aus der Region mehrmals am Tag verzehren
6. (Dunkle) Schokolade und Kakao genießen. msw