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75 Jahre DIE RHEINPFALZ

Papierstau nachts um halb eins

Im Oggersheimer Druckzentrum wird jede Nacht die RHEINPFALZ gedruckt. Wenn die Redaktion am Ende des Tages alle Texte bearbeitet, Fotos ausgesucht und die Seiten gestaltet hat, ist das der Startschuss für die Nachtschicht hier. Alles muss schnell gehen, denn der Zeitplan ist straff. Schließlich soll die Zeitung pünktlich bei den Lesern ankommen.

Papierstau nachts um halb eins

Vier von vielen (von links): Produktionsmanager Tobias Pung, CTP Martin Heider, Drucker Andreas Bortoluzzi und Proofer Marcel Kreitner.

Um 19 Uhr ist es noch relativ ruhig in der Druckerei. Am Mittag wurden hier Beilagen, Wochenblätter und Zeitschriften gedruckt, nun herrscht eine Stimmung, die man eher mit „Ruhe vor dem Sturm“ beschreiben kann. Aber nicht für alle. Proofer Marcel Kreitner etwa hat schon jetzt alle Hände voll zu tun. Er prüft die Inhalte der RHEINPFALZ-App für die Vorabendausgabe – auch das wird von Oggersheim aus erledigt. So langsam kommen auch die ersten Zeitungsseiten der Kollegen aus der Redaktion. Martin Heider, der an diesem Montagabend auf der CTP-Position (Computer to Plate) Dienst hat, ist verantwortlich für die Erstellung der Druckplatten, mit denen die Kollegen in der Nacht die Zeitung drucken. Er schaut noch mal im Systemnach: Insgesamt 880 Platten muss er belichten.

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An Klammern werden die Zeitungen durch die Halle transportiert.

Eine Zeitungsseite wird mit vier Druckplatten gedruckt, für jede der Farben (Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz) eine. Daraus können alle Farben gemischt werden. Damit diese dann auch an die richtige Stelle des Papiers kommen, werden die Platten in einem speziellen Verfahren belichtet. Nach diesem Vorgang nehmen die dunklen Stellen Farbe an, die hellen stoßen sie ab. Über ein System verschiedener Rollen wird dann Farbe aufgenommen, die an der richtigen Stelle auf dem Papier wieder abgerollt wird.

Plötzlich herrscht helle Aufregung im Druckzentrum. Nachdem Produktionsmanager Tobias Pung noch am Abend bei einem Rundgang erklärt hat, was alles theoretisch passieren kann, ist es dann passiert: Um halb eins, als gerade die Ludwigshafener Ausgabe gedruckt wird, reißt das Papier. Da hilft nur: Druckmaschine anhalten, Papier aus den Rollen befreien und von vorne starten.

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Hier ist das Papier gerissen.

Im Grunde wie bei einem Papierstau im heimischen Drucker – nur eben ein paar Nummern größer. Wie eng die Produktion getaktet ist, wird man später merken, wenn die Transporter der Zusteller sich ein wenig stauen – obwohl sich die danach folgende Frankenthaler Ausgabe nur um etwa eine Viertelstunde verspätet.

Falls mal größere Dinge anfallen, ist im Druckzentrum auch immer ein Mitarbeiter des Herstellers der Druckmaschine vor Ort. In jener Montagnacht ist das Ralph Ringel. Auch er kommt zum Einsatz, als ihn die Drucker rufen. Im laufenden Betrieb klettert er die Stufen der Druckmaschine hoch, nimmt ein Bauteil heraus, pustet kurz – geht wieder. „Hat oft was mit Staub zu tun“, sagt er und kann sich ein dezentes Erfolgsgrinsen nicht verkneifen.

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Hier kommt der Knick in die Mitte der Zeitung.

Wenn die Zeitungen gedruckt sind, kommen sie zu Urfan Tahir in die Abteilung. Er ist Schichtführer beim Versand. Hier werden die Beilagen in die Zeitungen gelegt, die Exemplare werden dann in Bündel zusammengepackt und direkt in die Transporter der Zusteller geladen.

„Momentan ist es sehr ruhig“, sagt Tahir. Und das, obwohl in der Decke der Halle zig Zeitungen jeweils an Klammern befestigt von A nach B transportiert werden. Es sieht fast zufällig aus, welche Zeitung hier wohin läuft, doch alles hat sein System. Muss es auch, denn die Druckmaschine schafft es, zwölf Meter Papier pro Sekunde zu bedrucken.

Wenn dann die letzte Zeitung gedruckt und versendet ist, wird noch schnell geputzt – auch das gehört dazu. Und am nächsten Tag beginnt alles wieder von vorn. VON TIMO BENß