Anzeigensonderveröffentlichung
75 Jahre DIE RHEINPFALZ

Aufbruch ins digitale Zeitalter

SEIT 1994: Mit der neuen Rotation, die 1995 in Betrieb ging, druckte die RHEINPFALZ erstmals auf allen Seiten in Farbe. Sie war damit Vorreiter unter den deutschen Regionalzeitungen. Bei der digitalen Revolution war die Zeitung dann nicht mehr ganz vorne mit dabei. Diese Vorsicht von Verleger Thomas Schaub hat dem Verlag damals viel Geld gespart. Inzwischen ist die Trendwende zum Digitalen allerdings vollzogen. Wie es dazu kam.

Aufbruch ins digitale Zeitalter

Jetzt kann es losgehen: Im Dezember 2007 wird die „Cortina“-Druckmaschine nach Oggersheim geliefert.

Die äußeren Faktoren waren nicht gerade günstig für einen Generationswechsel in der Verlagsführung der RHEINPFALZ von Dieter zu Thomas Schaub. Die deutsche Wirtschaft schwächelte Mitte der 1990er-Jahre. Aufwand und Kosten der Wiedervereinigung erschwerten dringende Reformen. Der Ludwigshafener Helmut Kohl war nochmals zum Bundeskanzler gewählt worden. Doch seine letzte Amtsperiode war eine des Bewahrens, wo doch Reform und Modernisierung notwendig gewesen wären.Ganz anders die internen Faktoren: Dieter Schaub hatte noch vor seiner Stabübergabe an Thomas Schaub die Entscheidung getroffen, eine neue, hochmoderne Offset-Rotation für das Druckhaus in Ludwigshafen-Oggersheim zu kaufen. Es war die bis dahin größte Investition der RHEINPFALZ in Zeitungstechnik. Mit ihr entstand 1994 einer der modernsten Zeitungsbetriebe in Europa.Am 24. Oktober 1994 ging die neue Rotation in Betrieb. Am 2. September 1995, also wenige Wochen vor ihrem 50. Geburtstag, erschien die RHEINPFALZ im komplett neuen Gewand. Sie war nun auf allen Seiten farbig – als erste regionale Tageszeitung in Deutschland. Verlag und Redaktion warteten gebannt und etwas bange darauf, wie Pfälzerinnen und Pfälzer auf diese Revolution in der Zeitungsgestaltung reagieren. Die Resonanz war überwältigend positiv und stimulierte zu weiteren Reformen.

Rekordauflage um die Jahrtausendwende

Aufbruch ins digitale Zeitalter-2
Geschäftsführer Rainer Bilz

Verlagsgeschäftsführer Rainer Bilz war der Antreiber. Fast rastlos organisierte er Anzeigenverkauf, Kundenservice, Personalverwaltung und Marketing neu. Die RHEINPFALZ entwickelte sich besser als die meisten Wettbewerber, das hatte viel mit ihrer modernen Gestaltung zu tun. Im Jahr 2000 erreichte die RHEINPFALZ eine verkaufte Auflage von über 250.000 Exemplaren – Rekord in der Verlagsgeschichte. Auch die Anzeigenumsätze waren gut.

Schon 1997 hatte, sehr behutsam, das digitale Zeitalter bei der RHEINPFALZ begonnen: RON, das war RHEINPFALZ online, brachte digitale Zeitungsseiten auf den Markt. 1998 ging RON ins Internet. Thomas Schaub behielt derweil vor allem die qualitativ Weiterentwicklung des Print-Angebotes im Blick. Am17. April 1997 erschien erstmals das Freizeitmagazin LEO im gestürzten Format und Vierfarbdruck als Beilage in der RHEINPFALZ. LEO brauchte Zeit, um sich zu etablieren. Den Durchbruch schaffte er 2004: Verleger Schaub hatte die Idee, das Freizeit-Magazin um TV-Seiten zu ergänzen, damit es eine Woche lang neben dem Fernseher liegt. So löste der LEO die TV-Beilage IWZ ab.

Der Konkurrenzdruck am Markt setzte den Verlag unter Druck. Die Auslieferung der Zeitung muss schnell und pünktlich sein. Prospekte müssen von Lokalausgabe zu Lokalausgabe unterschiedlich beigelegt werden. Mit der alten Packerei in Oggersheim war das nicht zu schaffen. Der Verlag kaufte deshalb 1999 eine hochmoderne Versandanlage.

Der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland war jedoch nur von kurzer Dauer. Die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington waren eine Zeitenwende.Die Redaktion spürte an diesem furchtbaren 11. September 2001, wie schwer es ist, gegen die Aktualität von Rundfunk und Fernsehen anzukommen. Für die Zeitungen begann eine lange Phase des Auflagenverlusts – zunächst langsam, aber mit dem Siegeszug des Internets dann ab 2010 immer schneller.

Die Aktivitäten jenseits des Kerngeschäftes wurden wichtiger: Leseprojekte für Kindergärten, Grundschulen und weiterführende Schulen sollen Lesen fördern. Mit „ZeiLe“, das steht für „Zeitunglesen macht Auszubildende fit“, erfand die RHEINPFALZ eine Aktion, die bundesweit Nachahmer findet.

Deutschland diskutierte Mitte der 2000-er Jahre heftig über den Euro. Mit einer repräsentativen Meinungsumfrage darüber, was die Menschen in der Pfalz von der europäischen Währung halten, legte die RHEINPFALZ am SONNTAG am 7. Januar 2007 einen fulminanten Start hin. Sie löste „Sonntag aktuell“ ab, die seit mehr als 25 Jahren von der RHEINPFALZ in der Pfalz vertrieben, aber in Stuttgart produziert wurde. Die RHEINPFALZ am SONNTAG ist in Gestaltung und Inhalt betont modern und anders als die Werktagsausgabe. In der Folgezeit heimste sie mehrere Preise ein und wurde zum publizistischen Aushängeschild des Verlages.

Unterdessen hieß es selbst in Expertenkreisen, die gedruckte Zeitung werde es nicht mehr lange geben. Der RHEINPFALZ-Verlag ließ sich davon nicht beeindrucken. Das 1994 so hochmoderne Druckhaus war 2007 schon nicht mehr auf der Höhe der Zeit, die Offset-Rotation war nach zwölf Jahren ziemlich verschlissen. Der Verlag kaufte daher eine „Cortina“- Rotation von KBA, die mit ihrer wasserlosen Drucktechnik dem neusten Stand entsprach und im Juli 2008 in Betrieb ging. Und auch diesmal präsentierte die RHEINPFALZ sich kurz darauf in neuer Gestaltung: neue Grundschrift, andere Farbgebung, luftigeres Layout.

Die RHEINPFALZ war gerüstet für die Zukunft. Da kam 2008 die „Lehman-Pleite“ in den USA, die eine weltweite Finanzkrise und einen Konjunktureinbruch verursachte. Die Zeitungen gerieten in den Abwärtsstrudel. Einige Titel in Deutschland überlebten nicht eigenständig. Andere Verlage schlossen Lokalredaktionen und reduzierten die Anzahl ihrer Ausgaben. Die RHEINPFALZ blieb in der Fläche, hielt an allen Lokalausgaben und Lokalredaktionen fest. Aber der Verlag legte ein Sparprogramm auf und baute ohne betriebsbedingte Kündigungen Stellen ab – auch in der Redaktion.

Die Branche suchte unterdessen nach neuen Geschäftsmodellen. Das Internet sollte zur Einnahmequelle werden. Zeitungshäuser stellten journalistische Inhalte kostenlos ins Netz. Reichweite war die neue Währung. Sie sollte zu Werbeeinnahmen führen. Die Rechnung ging nicht auf. Im Gegenteil: Die Nutzer gewöhnten sich an kostenlose Artikel, aber die Werbekunden blieben aus. Thomas Schaub war von Anfang an gegen dieses Modell. Journalistische Leistungen seien zu wertvoll, um sie kostenlos zu verteilen, meinte er. So blieben der RHEINPFALZ hohe Verluste erspart.

Das Netz veränderte das Lese- und Nutzerverhalten dennoch nachhaltig. E-Mail ist auch für die Leser zum selbstverständlichen Kommunikationsmittel geworden. Das Internet wurde zu einem wichtigen Informations- und Kommunikationsmittel und damit auch zum Konkurrenten für die gedruckte Zeitung. Die RHEINPFALZ zog Konsequenzen, ohne dabei Fehler anderer Verlage zu wiederholen.

Antreiber ist der neue Geschäftsführer Holger Martens. 2014 löste er Rainer Bilz ab, der den Verlag ab 1987 leitete. Martens verkörpert eine neue Generation des Verlagsmanagers. Er forciert vor allem den Wandel ins digitale Zeitalter und konnte den Verleger überzeugen, diesen Weg mitzugehen. Die Online-Abteilung wurde in die Redaktion integriert. 2015 ist eine weitgreifende digitale Strategie fertig. Gegen Ende desselben Jahres gibt sich der Verlag eine Vision. Darin heißt es unter anderem: „Wir können die Informationsbedürfnisse der Menschen jederzeit erfüllen…In Design und Benutzerfreundlichkeit gehören unsere Produkte zur deutschen Spitze.“

Erneute Aufbruchstimmung. Es folgt ein kleines Feuerwerk neuer Produkte: E-Paper, RHEINPFALZ-App, Pfalz-Ticker, elektronische Vorabendausgabe, neugestaltete Webseite, Newsletter… Soziale Netzwerke werden zum Instrument der Recherche und der Vermarktung redaktioneller Leistungen.

In der Pandemie ein unverzichtbares Lebensmittel

Das alles kommt gerade noch rechtzeitig. Denn die öffentliche Debatte in Deutschland wird intensiver und politischer. Die Flüchtlingskrise 2015 spaltet die Gesellschaft. Eine starke, laute Minderheit verteufelt Radio, Fernsehen und Presse. Eine Mehrheit aber vertraut darauf, dass sie durch diese Medien richtig und glaubwürdig informiert wird.

Weltweit wird der Populismus von einer latenten politischen Strömung zu einem mächtig sprudelnden Strom. Und dann auch noch die Corona-Pandemie. Die RHEINPFALZ reagiert auf diese neue Herausforderung mit umfassender Recherche, dabei immer die Folgen der Pandemie für die Menschen hier im Blick, und sie publiziert täglich einen digitalen Newsletter.Die Zugriffszahlen auf das digitale Angebot steigen enorm, die gedruckte Auflage profitiert. Das journalistische Angebot des Medienhauses RHEINPFALZ erweist sich in dieser Krise einmal mehr als unverzichtbares Lebensmittel für die Pfälzerinnen und Pfälzer.

An ihrem 75. Geburtstag geht es der RHEINPFALZ gut. Sie ist zu einer der auflagenstärksten regionalen Tageszeitungen angewachsen. Auch mit ihrem digitalen Angebot ist sie in wenigen Jahren in die Spitzengruppe der Verlage vorgedrungen.

Ende 2020 ist die spannendste Frage im Verlag: Wann kommt eine neue Druckmaschine, denn die „Cortina“- Rotation von 2008 ist auch schon wieder in die Jahre gekommen. Man sieht: Die Zukunft der Zeitung ist digital, aber die gedruckte Zeitung ist quicklebendig. VON MICHAEL GARTHE